Seien wir doch mal ehrlich. Oft ist es so, dass das Schreiben wie ein Marathon ist. Du bist müde, das Ziel ist noch in weiter Ferne und wir wünschen uns, dass wir schon geschrieben hätten, statt uns noch mit dem ersten Entwurf herumzuquälen oder wieder eine Szene neu schreiben zu müssen. Die Durststrecke ist lang.

An diesem Punkt setzt 4TheWords.com an. 4TheWords ist eine englisch-sprachiges Browser-App, die sich selber als »An Online Game for Writers« beschreibt. Die Programmierer der App haben es sich zum Ziel gesetzt hat, das Schreiben zum Spaß werden lassen und so suchterzeugend wie ein richtiges Spiel zu sein.

Was ist nun 4TheWords?

Es ist ein Online-Rollenspiel mit einer Hintergrundstory und Missionen. Die Kämpfe werden ausgefochten, indem Worte geschrieben werden. Ihr kennt das Sprichwort: Die Feder ist mächtiger als das Schwert. Hier ist die Tastatur dein Schwert.

Ich fand die Webseite nachdem ich einem Link von einem englischen Forum folgte. Ich habe erst später mitbekommen, dass 4TheWords ein NaNoWriMo-Sponsor ist. (Daran merkt man, dass ich die letzten Jahre NaNoWriMo nicht mitgemacht habe.) Bevor ich mich registrierte, las ich zunächst einige Rezensionen. Die ersten von 2014 waren ziemlich schlecht. Die App wurde damals als extrem buggy und nicht das Geld wert beschrieben. Aber die Einschätzungen besserten sich und ab 2016 überwog die Begeisterung. Also schaute ich ich mir die ganze Sache genauer an.

Um es vorne weg zu nehmen: Ich bin jetzt ebenfalls ein überzeugter Fan.

Wie funktioniert es?

Grundsätzlich ist 4TheWords selbsterklärend.

Beim Registrieren wirst du gebeten, dir einen Avatar zu erstellen. Zunächst gibt es nur die Auswahl zwischen einem weiblichen oder einem männlichen Helden. Später in der Ankleide (Wardrobe) kannst du deinen Helden anpassen, von der Haut- und Haarfarbe bis zu dem, was sie oder er trägt. Beim letzteren hast du die Möglichkeit, dir mit sogenannten Core Crystals weitere Optionen zu kaufen. Core Crystals sind eine der Hauptwährungen im Spiel. Damit können nicht nur Items erworben, sondern auch Subskriptionsszeit.

Es gibt drei Hauptbereiche: Schreiben (Write), Spielen (Play) und Lesen (Read). Außerdem wird links oben immer dein Avatar mit deinen aktuellem Besitz und Wortzahl von heute angezeigt. Neben dem Bild deines Avatars gibt es ein aufklappbares Menü mit den Direktlinks zu den wichtigsten Funktionalitäten.

Schreiben

Wenn du auf diesen Bereich klickst, kommst als erstes in den Projekt-Übersicht. Hier kannst du Dateien anlegen und sie in Projekten organisieren. Beim Öffnen der Dateien landest du im Schreibfenster. Oben gibt es eine Leiste mit grundlegenden Formatierungsoptionen. Es fehlt eigentlich nur die Option für die Schriftgröße und -art. Ich persönlich hätte es gerne, wenn ich die Leiste ausblenden könnte. Während eines Monster-Kampfes halte ich mich mit sowas nicht auf und da ich häufiger auf meinem Netbook schreibe, nimmt sie mir wichtigen Platz weg.

Rechts gibt es einen (ausblendbaren) Bereich mit Reiter für Dokument-Optionon und einen für die Kampfanzeige. Das Dokument wird automatisch in kurzen Abständen gespeichert. Man kann auch manuell Speichern, indem man den Button anklickt. Ein Dokument kann dort auch einem bestimmten Projekt zugeordnet und von dort auch exportiert werden. Es wird dann im docx-Format auf deinem Computer gespeichert.

Im Reiter für die Kämpfe findest du die Möglichkeit, dir ein Monster auszuwählen, gegen das du antrittst. Im Prinzip funktioniert es wie ein Word War. Welche Monster zur Verfügung stehen, hängt vor allem davon ab, in welchem Gebiet du dich gerade befindest und angeblich auch von der Tageszeit. Da ich fast ausschließlich abends schreibe, habe ich noch nicht viel Variation erlebt. Du kannst, wenn du möchtest, natürlich auch einfach schreiben ohne zu kämpfen.

Kämpfe mit Worten gegen die Monster

Dein Avatar hat Werte, die als Boni im Kampf wirken. Angriff zählt als extra Schaden, also Wörter. Ein +3 Attacke zählt für dich pro 100 Wörter 3 Extra-Wörter. Ein Verteidigungsbonus gibt dir mehr Zeit, um das Monster zu besiegen. Jedes Monster hat unterschiedliche Vorgaben, wie viele Lebenspunkte es hat und wie viel Zeit für den Kampf zur Verfügung steht. Dabei muss ich sagen, dass die Zeitvorgaben auch für Langsamschreiber wie mich absolut machbar sind.

Die Monsterkämpfe liefern mit ihren Schreibsprints die sofortigen Erfolgserlebnisse. Immerhin bedeutet jeder gewonnene Kampf nicht nur Wörter, sondern auch Beute. Für mich funktionieren sie sogar besser als Word Wars, weil ich in letzteren meistens die Letzte bin, wenn ich gegen andere antrete.

Spielen

Der Play-Bereich ist der Quest-Bereich. Hier hast du Zugriff auf die Story, dein Inventar und dein Missionsbuch. Es gibt die Story-Quest selber und verschiedenen optionale Missionen. Im Prinzip geht es darum, bestimmte Monster zu besiegen oder Items zu sammeln oder deine Schreibkette für eine eine bestimmte Anzahl Tage aufrechtzuerhalten. Für das Erfüllen der Missionen gibt es Erfahrungspunkte und Items. Erfüllst du die aktuelle Hauptquest, kommst mit der Story weiter und erschließt dir neue Bereiche auf der Weltkarte. Wie eben in einem richtigen Rollenspiel.

4thewords - Spielerisch Schreiben

Wenn die Monster die kurzfristige Motivation liefern, dann sorgen die Missionen dafür, dass ich langfristig dabei bleiben. Es ist unglaublich befriedigend, eine Quest abzuschließen. Das gilt besonders für die der Hauptstory.

Lesen

In diesem Bereich kannst du freigegebene Texte der 4thewords -Spieler lesen. Die Texte sind nach Kategorien, Popularität und Veröffentlichungsdatum sortiert. Auch gibt es eine Liste ausgewählter Werke, die von dem  4tw-Team zusammengestellt wurde, und regelmäßig Wettbewerbe zu einem bestimmten Thema.

Das ist zugegebenermaßen der Bereich, den ich bisher kaum genutzt habe.

Sonstiges

Neben den Hauptbereichen möchte ich vor allem das Forum, das Dashboard und die Leaderboards erwähnen.

Das Forum ist liebevoll gemacht. Dort ist vielleicht nicht ganz soviel Aktivität, wie man es von anderen Foren gewöhnt ist, aber auf neue Themen wird immer reagiert.

Die Leaderboards bieten Ranglisten über Wortzahl, Länge der Schreibkette, Anzahl der Kämpfe und Forumaktivität. Als Neuling ist man natürlich im Nachteil. Aber jede der Listen hat einen Direktlink, der zu deiner derzeitigen Position führt. Du kannst dich dann darauf konzentrieren, deinen derzeitigen Vordermann einzuholen. Da schon ein erfolgreicher Kampf dich ein paar Ränge nach oben rutschen lässt, ist das eine großartige zusätzliche Motivation.

Das Dashboard bietet verschiedene Übersichten. Für mich am Wichtigsten ist der Streak-Kalendar. Du brauchst 444 Worte, damit der Tag für die Schreibkette zählt. Du kannst aus dem Kalender nicht nur ablesen, wie viele Worte du an einem bestimmten Tag geschrieben hast, sondern auch wie viel Zeit du aufgewendet hast. Für jedes Dokument läuft nämlich ein Timer. Er pausiert automatisch, wenn du nicht schreibst und nur nachdenkend auf den Bildschirm starrst oder auf den Twitter-Tab gewechselt bist. Er startet wieder, wenn du die Maus im Schreibfenster bewegst. (Achtung: Der Timer für die Kämpfe ist von dem Dokumententimer unabhängig und pausiert nicht.)

Warum mich 4TheWords begeistert

In Kürze: Es funktioniert. Seit ich in Fahrt gekommen bin, bleib ich dran. Neben den Monsterkämpfen und den Rollenspiel-Elementen sind es vor allem der Streak-Kalender des Dashboards und, für mich ganz überraschend, die Leaderboards, die mich motivieren.

 

4TheWords hat wunderschöne, liebevolle Grafiken. Ihr könnt ein paar Beispiele in den Screenshots sehen. Das ist auch ein Feature, das die Entwickler kontinuierlich weiterentwickeln. Ich habe einen Bericht mit Screenshots von September 2015 gefunden. Der Unterschied ist schon enorm.

Es werden in regelmäßigen Abständen Events veranstaltet, während dessen besondere Monster und Missionen zur Verfügung stehen. Dadurch lassen sich dann auch besondere Items erkämpfen, die nur auf diese Weise zu bekommen ist. Während der Tico Week im September hatte mich so richtig das Jagd- und Schreibfieber gepackt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich in den 5 Tagen alle Missionen schaffe, aber ich habe sie gemeistert. Das nächste Event wird wieder NaNoWriMo sein. Ich bin schon gespannt.

Update 12/2017: 4TheWords wird kontinuierlich weiterentwickelt. Beispielweise gab es während des NaNoWriMo im November eine alternative interaktive, noch experimentelle Spielzone. Außerdem ist gibt es inzwischen die Möglichkeit, sich mit anderen Spielern zu verlinken und Nachrichten auszutauschen.

Kritikpunkte?

Die Menüführung von 4TheWords gibt es bisher nur in Englisch. Das mag abschreckend wirken. Allerdings ist der Sprachlevel nicht sehr schwierig.

Es ist eine  Browser-App, braucht also immer eine Verbindung zum Internet. Andererseits lässt sie es zu, dass Texte über Rechtsklick hineinkopiert werden. Man kann also mit dem Programm seiner Wahl schreiben und hinterher nach 4TheWords importieren.

Die Texte werden auf dem 4thewords-Server gespeichert. Man kann sie freilich auch wieder löschen ohne dass die Wörter der Statistik verloren gehen.

4TheWords ist kostenpflichtig. Aber für 4 Dollar kann man genug Core Crystals für einen Monat Abo eintauschen. Kauft man eine größere Menge Kristalle wird es billiger. Außerdem erhältst du für den Abschluss von Story-Missionen auch einige Kristalle. Das macht es natürlich günstiger. Du hast außerdem die Möglichkeit, den Referrercode eines Spielers bei der Registration anzugeben (meiner ist RALBJ58585). Dann erhältst du beim ersten Abschluss eines Abos 20 Core Crystals als Bonus und der empfehlende Spieler übrigens auch. NaNoWriMo-Teilnehmer erhalten einen Rabattcode.

Fazit

4TheWords macht eine Menge Spaß. Es ist eben darauf angelegt, über Gamification und das Belohnungssystem dem (Viel-)Schreiben Spaß einzuhauchen. Ich gehöre zu denen, für die die Features wirklich hilfreich sind.

Probiert es aus. 4TheWords bietet einen kostenlosen 30-Tage-Testzeitraum an. Es gibt dabei keine Einschränkungen in den Funktionen. So kannst du in aller Ruhe erforschen kannst, ob dir das Spiel liegt und in deinen Schreibprozess passt. Ich denke mal, 4TheWords ist ideal, um durch die Rohfassung zu helfen. Für Revisionsperioden ist sie vielleicht nicht so gut geeignet.

 

Bildnachweis: Alle Screenshots stammen von der 4thewords-Website.

Ich habe den #Autorenwahnsinn auf Twitter letzten Monat schleifen lassen. Gerade in der 2.Hälfte des August habe ich nicht mehr dazu getweetet. Daher habe ich hier meine Antworten auf die Fragen zusammengetragen und gegebenenfalls ergänzt.


 

Tag 01: An welchem Projekt schreibst du in diesem Sommer?

Um es gleich zusagen, ich bin nicht fertig geworden. An alternativen Ideen mangelt es mir dagegen nicht. Ich möchte mich aber nicht in ein neues, größeres Projekt vertiefen bevor ich die Revision beendet habe.

 

Tag 02: Verrate uns deine Ziele für den August 2017.

Die Überarbeitung von Eisiger Tod fertig zu kriegen. Wie gesagt, ich habe dieses Ziel wieder nicht erreicht. Die Projekte auf Arbeit nahmen mich voll in Anspruch. Da blieb abends nicht viel Gehirnschmalz zum Schreiben übrig.

 

Tag 03: Wo verbringst du diesen Sommer?

Die eine Woche im Ferienhaus war traumhaft, nur leider viel zu kurz.

 

Tag 04: Es ist Sommer! Und wir wünschen uns ein sommerliches Zitat aus deinem Manuskript!

 

Tag 05: Wenn du mit deinen Protagonisten in den Urlaub fahren könntest … Welcher von ihnen würde dich begleiten? Wohin geht es?

Ein Jagdausflug zu Pferde mit Pfeil und Bogen, hah. Ich wäre schon voll damit beschäftigt, nicht vom Pferd zu fallen. Das heiße Bad hinterher wäre pure Notwendigkeit, um meine verkrampfter Muskeln so zu lockern damit ich den Rest des Abends genießen kann.

 

Tag 06: Welches Sommerbuch eines Autorenkollegin kannst du aus vollem Herzen empfehlen?

Ich lese extrem viel englischsprachige Romane. Das meiste ist noch nicht übersetzt. Ilona Andrews ist seit Jahren ganz oben auf meiner Favoritenliste.

 

Tag 07: Wo schreibst du, wenn die Sonne scheint und wir gutes Wetter haben?

Mit Füller und Schreibblock auf dem Balkon. Mit dem Netbook oder Laptop funktioniert das nicht. Die Reflektion des Bildschirms macht das unmöglich. Falls jemand einen Tipp hat wie ich dagegen ankomme, immer her damit. Wunderschönes Wetter ist aber sehr gefährlich, da ich dann lieber mit dem Kindle in der Sonne lese als zu schreiben.

 

Tag 08: Welche Lieder gehören in deinen persönlichen und/oder schreiberischen Sommer-Soundtrack?

 

Tag 09: Stell uns doch mal deine Lieblingsbuchhandlung vor!

Meine Lieblingsbuchhandlung gibt es leider nicht mehr. Das war ein kleiner Laden in meiner Heimatstadt, zu dem ich mein ganzes Taschengeld trug. Ich habe dort auch oft auch in einer Ecke gehockt oder gestanden und ebenso viele interessante Bücher an Ort und Stelle quer gelesen wie ich gekauft habe.

Ich denke, mein derzeitiger Favorit ist Böhnert in Hannover.

 

Tag 10: Zeit für Throwback Thursday #tbt: Woran hast du August 2016 geschrieben?

Gar nicht. 2016 war das Jahr, wo ich soviel um die Ohren hatte und mich überarbeitet fühlte, das ich fürchtete, dieses Hobby ist für mich gestorben.

 

Tag 11: Zeig uns eine besondere Widmung – von dir oder einem anderen Autor!

Ach, ich habe noch keine Widmung. Aber das ist die, die ich hoffe, in nicht allzuferner Zeit in einem von mir geschriebenen Buch zu sehen.

Für meinen Vater, den besten Geschichtenerzähler.
Für meine meine Mutter, von deren Disziplin ich mir eine Scheibe abschneiden kann.
Für meine Söhne – Fantasie ist etwas Großartiges – ich liebe euch.

 

Tag 12: Abkühlung gefällig? Wie wäre es mit einem erfrischenden Zitat?

Mir fällt gerade nichts ein. Abkühlung? Erfrischend? Es ist eisig in meinem Projekt.

 

Tag 13: Book & Breakfast! Zeig uns, wie du deinen Sonntagmorgen beginnst. Zufälligerweise mit einem guten Buch und einem leckeren Frühstück?

Auf jeden Fall mit einem Buch. Am Sonntagmorgen bleibe ich am liebsten im Bett, vorausgesetzt die Kids lassen mich. Dann lese mit dem Kindle im Bett. Wenn nicht, stolper ich in die Küche und lese dort am Tisch mit einem Becher Tee an der Hand. Richtiges Frühstück gibt es dann erst später, wenn ich wacher bin und mein Magen beginnt zu knurren.

 

Tag 14: #MondayMotivation: Was motiviert dich?

 

Tag 15: Welche Snacks dürfen diesen Sommer auf keinen Fall beim Schreiben fehlen?

 

Tag 16: Wer sind deine Schreibbuddys? Zeig uns deine Partner in Crime!

Meine Schreibbuddies findet ihr auf dem Schreibnacht-Forum. Ich gehöre dort einer Gruppe an, die sich passenderweise »Die Couchbezwinger« nennt.

 

Tag 17: Wo schreibst du am liebsten, wenn es draußen regnet?

 

Tag 18: Wir lieben Notizbücher! Welches benutzt du aktuell?

Ich glaube, ich habe sie schon mal gezeigt. Es sind immer noch dieselben.

 

Tag 19: Hot, hot, hot! Heute wollen wir ein heißes, sinnliches Zitat von dir lesen.

Das ist nicht die Art der Geschichten, die ich schreibe. Ehrlich, ich krieg sowas nicht hin.

 

Tag 20: Welchen Autor/welche Autorin hast du diesen Sommer neu für dich entdeckt?

Kalayna Price ist neu. Und Anne Bishop ist wieder neu. Ich hatte vor Jahren ihre Darkness-Serie gelesen und finde jetzt Die Anderen sehr spannend.

 

Tag 21: Zeit für eine Pause! Womit prokrastinierst du am liebsten?

Mit Lesen natürlich. Siehe Sommer – Balkon – Kindle.

 

Tag 22: Zeig uns deinen liebsten Leseplatz in diesem Sommer!

Das verlangt wieder nach einem Foto. Ich kann überhaupt nicht gut fotografieren.

 

Tag 23: Womit entspannst du nach dem Schreiben?

Mit einem Buch, was sonst.

 

Tag 24: Poste uns dein allerliebstes Lieblingszitat aus deinem Manuskript.

Das ist schwierig, weil sich mein Lieblinszitat ständig ändert.

 

Tag 25: Was inspiriert dich im Sommer?

Ich finde den Sommer immer sehr entspannund und erholsam. Andererseits ist er nicht schreibfördernd, weil ich bei gutem Wetter nicht an den Computer oder Laptop mag, sondern lieber in der Sonne faul bin.

 

Tag 26: Welches Getränk darf beim Schreiben nicht fehlen?

Tee und Cola Zero.  Ja, ich weiß, Wasser ist gesünder, aber ich tue mich sehr schwer damit, außer es ist extrem heiß.

 

Tag 27: Sag Cheese! Wir wollen ein Selfie von dir sehen!

Schwerstaufgabe, ich bin überhaupt nicht fotogen.

 

Tag 28: Welches Buch ist im Moment dein absolutes Must-Read?

Ich habe vor Kurzem die Alex Craft Serie von Kalayna Price entdeckt.

 

Tag 29: Killed Darlings: Poste eine Szene, die du aus einem Manuskript gelöscht hast.

Ich vermute, die Anfangsszene von „Eisiger Tod“ kann ich fallen lassen. Ich habe diesen Darling aber noch nicht gelöscht. Es tut weh und ich will die ganze Geschichte erst auf mich wirken lassen bevor ich auf Strg+X drücke.

Das Mondlicht reflektierte hell vom Schnee und tauchte die Nacht in ein unwirkliches Halblicht. Die Stadt ruhte still und regungslos und nur hier und dort erinnerte der Glimmer von Laternen daran, dass bei Tage auch im Winter betriebsame Geschäftigkeit Farben und Lärm in den Straßen verstreute.
Alakhai rannte durch die schwarzen Gassenschluchten. Ihre Stiefel suchten automatisch Halt auf den vereisten Pflastersteinen. Ihren Blick hielt sie fest auf den rennende Mann vor ihr gerichtet, dessen schwarzer Umriss sich vor dem Licht der durch die Bewegung tanzenden, warm orange leuchtenden Laterne abzeichnete. Kein Laut war zu hören außer dem dumpfe Aufprallen der Stiefel auf dem Schnee. Alakhai atmete konzentriert durch die Nase. Trotz des Schals, den sie über die untere Hälfte des Gesichtes gezogen hatte, schnitt die eisige Luft tief in ihre Lunge.
Die Gasse öffnete sich zur Hauptstraße. Der Bote bog Richtung Burggelände ab und rannte mit unverminderter Geschwindigkeit die Steigung hoch. Alakhai biss die Zähne zusammen. Ihr fellgefütterter Ledermantel kam ihr unerträglich schwer und heiß vor. Der Schweiß rann ihr den Rücken herab. Sie blieb dem Boten auf den Fersen.

Als der Bote das Tor erreichte, verlangsamte sie ihren Schritt. Im Mondlicht erkannte sie eine Ansammlung von Menschen, auf die der Bote zueilte. Seltsamerweise war die Laterne des Boten das einzige Licht. Alakhai hielt kurz inne, um den überlebensgroßen, steinernen Wächterfiguren, die den Zugang zur Burg flankierten, mit einer angedeuteten Verbeugung ihren Respekt zu zollen. Ihre Magie war wie gewohnt aktiv und wachsam, aber nicht alarmiert. Dann nähert sie sich mit gemessenen Schritten ihrem Ziel.

 

Tag 30: Was ist der beste Schreibtipp, den du je bekommen hast? Welchen Schreibtipp würdest du geben?

Die erste Fassung ist immer Mist. Warum? Weil ich Perfektionistin bin und mich selber mit den Ansprüchen an mich selbst lähme.

Jedes Schreiben ist Übung. – Es fällt mir sehr schwer, nur mal so „Wegwerfworte“ zu schreiben. Ich kämpfe immer noch damit. Aber es ist OK, auch nur mal Fragmente zu schreiben, ein paar Zeilen Dialog oder eine Mini-Szene ohne daraus eine komplette Geschichte zu machen.

 

Tag 31: Wie geht es weiter? Was sind deine Schreibziele für den Rest des Jahres?

Da ich Eisiger Tod immer noch nicht fertig habe, bleibt diese Geschichte auf meiner ToDo Liste. Danach möchte ich mich definitiv mit etwas anderem beschäftigen. Aber ich werde die Fantasy-Welt von Eisiger Tod später wieder besuchen.

Gleich vorne weg: Ich habe mein Camp NaNoWriMo-Ziel nicht erreicht. Wenn ihr einen Blick auf die Statistik werft, ist auch sofort klar, warum.

Ich hatte mir 30 Seiten Überarbeitung meiner Kurzgeschichte »Eisiger Tod« vorgenommen. Meiner Meinung nach wäre eine Seite pro Tag ein erreichbares Tagessoll gewesen. Ich dachte mir, falls ich einen Tag aussetze, hätte ich genügend Luft, das wieder aufzuholen. So war der Plan, die Realität sah anders aus.

Warum meinte ich, im Juli mehr Zeit zu haben? Im Rückblick ist mir das nicht ganz klar.

Tja, ich habe mich mal wieder drastisch überschätz oder eben unterschätzt, dass ich urlaubsreif war. Anfang Juli habe ich ja noch gearbeitet, erst in der 2.Hälfte hatte ich selber Urlaub.

Sommerferien bedeuten, dass die Routine den Bach runtergeht. Der Tag ist zwischen 3x Mahlzeiten organisieren und Unternehmungen zerhackt. Versteht mich nicht falsch, es war schön. Nur war es eben Urlaub mit Kids und keine Schreibferien. Meine Jungs erwarten immer noch, dass sie mich jeder Zeit ansprechen können.

Ich gebe freimütig zu, wenn ich denn eine ruhige halbe Stunde hatte, war der Drang lieber ein Buch zu lesen als sich mit meinem Wörterchaos auseinanderzusetzen häufig viel stärker als meine Disziplin.

Warum lief es dann die letzten paar Tage?

Zum einen war es der Termindruck. Wenn die Uhr auf 5 Minuten vor Zwölf steht, dann finde ich plötzlich die Motivation und Disziplin.

Zweitens fand ich meinen ablenkungsfreien Zeitraum. So etwa eine Stunde vor Mitternacht, wenn auch meine Jungs endlich (»Mama, es sind Ferien!«) ins Land der Träume gefunden haben und anscheinend auch mein innerer Superkritiker schon halb schläft, dann wurde ich produktiv.

Eine weitere Erkenntnis ist, dass ich meistens eine Viertel-, manchmal eine halbe Stunde brauchte, um in Fahrt zu kommen. Mal so schnell zwischendurch einen Absatz überarbeiten, das klappt einfach nicht.

So, Erkenntnisse.

Schreibstunden bringen mir mehr, wenn es nicht läuft, als Schreibsprints. Manchmal läuft es darauf hinaus, meine inneren Selbstzweifel und Mr. Superkritiker vor Langeweile einschlafen zu lassen.

Brain.fm half, wirkte aber auch nur bei längeren Sitzungen. Überarbeiten und Schreiben am PC funktioniert schlecht. Trotz Freedom-App assoziiere ich den Arbeitsplatz wohl zu sehr mit Familien-Administrativa, Spielen, Surfen im Internet etc. (Das ist auch der Grund, warum ich meine Rohfassungen bisher immer mit der Hand schreibe.) Ich hatte beim Überarbeiten weit bessere Ergebnisse, wenn ich mich mit dem alten Laptop auf mein Bett verzog. Ich kann zwar mit dem auch ins Internet, aber anscheinend ist es die andere Umgebung. Leider benutzen auch die Kids den Laptop und belegen ihn am liebsten Nonstop.

Ich habe mir ganz günstig ein Netbook zugelegt. (Es ist gestern angekommen). Da sind nur Chrome, Google Drive und FocusWriter drauf. Schön zum Mitnehmen und Schreiben an jedem Ort, vor allem abends im Bett.

Beim nächsten Camp NaNoWriMo werde ich es mit einem Stundenziel probieren. Mit dem Fokus auf die investierte Zeit statt einem eher qualitativen Ziel komme ich vielleicht besser zurecht. (Katrin Ils hat übrigens zu dem Thema einen lesenswerten Artikel geschrieben.)

Bereue ich das Schreibcamp? Ganz sicher nicht. Ich bin ja auf jeden Fall weiter mit meinem Projekt als vorher. Es war ein schönes gemeinsames Erlebnis mit meinen Writing Buddies vom Schreibnacht-Forum, dass ich gerne wiederholen möchte. Und ich habe wieder dazu gelernt, was bei mir im Schreibprozess funktioniert und was nicht.

Das Camp NaNoWriMo hat begonnen. Das nehme ich zum Anlass, mein aktuelles Schreibprojekt vorzustellen. Eisiger Tod ist eine Fantasy-Kurzgeschichte, an der ich schon seit ca. zwei Jahren sitze. Warum geht das schon so lange? Und warum hab ich das noch nicht aufgegeben?

Cover zur Kurzgeschichte Eisiger Tod - mein Projekt fürs Camp NaNoWriMo

Eisiger Tod

Ein magischer Mord, aber es traf das falsche Opfer.

Die unerfahrene Magieradeptin Alakhai muss in einem Mordfall ermitteln, der die Handelsdelegation der Ma’ahdi betrifft. Sie hat nur eine Nacht Zeit, bevor die Delegation den Vorfall als Druckmittel gegen ihre Heimatstadt missbrauchen wird.

Die Idee zu Eisiger Tod hatte ich bereits Mitte 2015. Ich schrieb im Laufe des Jahres sporadisch an der Geschichte weiter und fügt neue Szenen hinzu. Zwischendurch geschah dann jeweils mehrere Wochen nichts. Zum Jahreswechsel 2016 hatte ich endlich eine sehr grobe Rohfassung fertig. Aber ich konnte sehen, dass die Geschichte große Probleme hatte.

  • Das Ende funktionierte nicht.
  • Mein Hauptcharakter verhielt sich widersprüchlich.
  • Es gab Logikprobleme, die bei einem Krimi natürlich besonders schwerwiegend sind.

Solche Schwächen sind ja für eine Rohfassung nicht ungewöhnlich. Dafür gibt es eben das Überarbeiten. Easy, nicht?

Tja, leider gestaltete es sich von da an ziemlich schwierig. 2016 war für mich sowieso ein  problematisches Jahr, während dessen ich kaum geschrieben habe. Ab und zu mal holte ich Eisiger Tod heraus und las mir die Geschichte wieder durch. Ich fühlte mich aber nicht in der Lage, mich an ihre Revision zu setzen. Ich glaube, es war halb Widerwillen und halb, dass ich nicht wusste, wie ich ansetzen sollte.

Jeder Autor liebt diese Stunden, wenn eine komplette Geschichte praktisch von selber durch die Finger aufs Papier oder den Bildschirm fließt. Alles kommt zusammen. Die Muse hat dem Autor eine Glückssträhne beschert und hinterher braucht bestenfalls nur die Rechtschreibung und die Formatierung geprüft werden. Sowas gibt es. Ich habe das auch manchmal.

Aber das ist eben die Ausnahme. Gerade bei längeren Texten fege — oder quäle, je nachdem — ich mich durch die Rohfassung. Danach lese ich mir hinterher das Ergebnis durch und fasse mir an den Kopf.

Autor zu sein, heißt seine Texte fertig zu stellen. Die erste Fassung fertig zu schreiben ist nur der erste Schritt. (Und ein großer Meilenstein, der gefeiert wird.) Den Entwurf zu überarbeiten bis man ihn stolz jedem oder zumindest seinen Testlesern zeigen kann, ist die zweite Hälfte der Arbeit. Das ist der Teil, den ich noch lernen muss und werde

Dafür eignet sich so eine Kurzgeschichte zwischen 5.000 bis 10.000 Wörtern sogar sehr gut. Sie ist lang genug, um für einen Handlungsstrang komplette Struktur von der Eröffnung, den Wendungen bis zum Höhepunkt und schließlich der Auflösung abzubilden. Andererseits ist sie noch kurz genug, damit man einen guten Überblick behält und theoretisch die Überarbeitung recht schnell abschließen kann. Daher betrachte ich Eisiger Tod als mein Lehrstück. Ich halte an der Hoffnung fest, dass es beim nächsten Mal deutlich leichter und schneller geht, wenn ich mich erst einmal erfolgreich durch den kompletten Schreibprozess gekämpft habe.

 

Stand der Revision im Camp NaNoWriMo

Ich habe an der Geschichte in den letzten sechs Monaten immer wieder stückweise herumgeändert, Pausen gemacht und wieder was verändert. Die Handlung kann jetzt so stehen, wie sie ausgearbeitet ist. Aber trotzdem müssen ganze Szenen noch mal neu geschrieben werden. Was ich jetzt habe, ist nämlich ein richtiges Flickwerk. Dank der langen Entwicklungszeit fühlt sich die Geschichte sehr ungleichmäßig an. Der Schreibstil schwankt zwischen lakonisch und überschwänglich.

Diese ersten zehn Tage von Camp NaNoWriMo waren frustrierend. Ich bin bei Weitem nicht so weit, wie ich sein wollte. Ehrlicherweise muss ich auch sagen, dass ich auch nicht die Zeit und Arbeit reingesteckt habe, die dafür notwendig gewesen wäre. Ich habe mich zwar abends zum Überarbeiten hingesetzt habe, habe aber dann viel zu früh frustriert wieder aufgegeben.

Was aber ist geschafft?

  • Plotlöcher gestopft und Logikprobleme beseitigt.
  • Die Protagonistin tiefer ausgearbeitet, um ihre Motivation genauer zu definieren.
  • Alle Charakternamen geändert, damit sie besser zum jeweiligen Hintergrund passen.
  • Ach ja, ein Cover für meine Kurzgeschichte Marke Eigenbau. Profis dürfen gerne lachen. Ich mag es trotzdem. Es muss ja nicht das endgültige sein, aber es macht das Projekt tatsächlich realer.

Was ich bisher getan habe, schlägt sich nicht in fertigen Seiten nieder. Trotzdem sind lediglich 4 fertig überarbeitete von 30 geplanten Seiten einfach traurig. Aber noch ist der Juli nicht zu Ende. Alles ist noch möglich.

Ich habe mich kurzentschlossen für das Camp NaNoWriMo im Juli eingetragen. Immerhin habe ich dann Urlaub. Das will ich ausnutzen.

Das wird mein erstes Schreibcamp sein. Bisher hatte ich ein paar Mal am regulärem NaNoWriMo – dem National Novel Writing Month – teilgenommen. Nicht sonderlich erfolgreich. Ich habe nur ein einziges Mal geschafft, die vollen 50000 Wörter im November zu schreiben. Die anderen Male kam ich nicht mal in die Nähe des Endziels. Auch wenn jedes Wort zählt, es ist verdammt frustrierend.

Das Camp NaNoWriMo dagegen erlaubt es, sich individuelle Ziele zu setzen, egal wie lang oder was. Roman oder Sachbuch, neue Wörter oder Revision – alles ist möglich und jeder kann seine Zielvorgabe in Wörtern oder Seiten oder aufgewendete Zeit festsetzen. Da ist die Hemmschwelle natürlich viel geringer.

Camp NaNoWriMo 2017 Teilnehmer

 

Den Stein des Anstoßes lieferte die Community vom Schreibnacht-Forum. Wir haben uns zu mehreren in einer Camp-Cabin zusammengetan, um uns gegenseitig den Juli hindurch zu motivieren.

Was will ich erreichen?

Ich habe mir ein kleines, aber wichtiges Ziel für Juli gesetzt – die hoffentlich letzte Revisionsrunde für meine Geschichte Eisiger Tod.

Tatsächlich ist der gefühlte Fortschritt bisher gletscherhaft langsam. Aber ich will auf gar keinen Fall wieder eine nicht beendete Geschichte zu den Akten legen. Ich lerne, aus dem sprichwörtlichen miesen, ersten Entwurf eine richtige Geschichte zu erarbeiten. Der Frust des Überarbeitens und Neuschreibens gehört dazu.

Was muss ich bis zum  Camp NaNoWriMo noch tun?

Im Moment versuche ich immer noch, einige kleinere Plotlöcher zu stopfen. Die Sorte, über die ich erst stolpere, wenn ich schon dachte, die erste Fassung sei fertig.

Ein Cover wäre schön. Dann fühlt sich das Projekt viel realer an. Meine Fähigkeiten mit Photoshop und Co. sind aber nicht besonders. Mal sehen.

Lea korrigierte leicht die Ausrichtung der Lampe. Auf dem Wohnzimmertisch lag ihr Glücksfund vom Trödelmarkt — die Replik eines Langschwertes. Nachdem sie es behutsam von Staub und verkrustetem Dreck gereinigt hatte, war seine wundervolle Gravur zum Vorschein gekommen. Diese versuchte sie gerade mit der Kamera einzufangen. Sie schoss ein paar Bilder und wechselte den Winkel.

Für eine massengefertigte Nachahmung sah das Schwert zu edel aus, zu echt. Diese Kratzer an der Klingenkante wirkten tatsächlich wie Gebrauchsspuren. Konnte es sein, dass ein Schwertschmied es handgefertigt hatte? Es gab noch ein paar dieser Handwerker. Mit Hilfe der Fotos konnte sie recherchieren und die Herkunft herausfinden.

Wenn sie die Gravur nur richtig in den Fokus bekäme. Die feinen Linien verschwammen jedesmal oder das Licht reflektierte zu stark. Gefrustet legte sie die Kamera beiseite und nahm das Schwert in die Hände, um sich den Verlauf der Gravur näher anzusehen. Sie strich mit den Fingern über die Klinge.

Sie zischte überrascht durch die Zähne. Eine dünne Linie zeigte sich auf dem Zeigefinger und füllte sich mit Blut. Super scharf. Das war wirklich ein echtes Schwert und keine stumpfe Attrappe.

Lea schloss die Augen und ließ ihrer Vorstellungskraft freien Lauf. Schwerter wie dieses. Tapfere Kämpfer, die sie führten. Helden.

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Eine Fantasy-Kurzgeschichte über ein Schwert, das seinen Besitzer zum Helden macht. (Flash Fiction Story, knapp 1000 Wörter.)

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Die Orks kamen in dunklen, brüllenden Wellen aus dem Schattenwald gestürmt. Dutzende, hunderte wurden von dem stetigen Pfeilhagel der Elben niedergestreckt. Aber zu viele von ihnen überquerten den Streifen verbrannten Niemandslandes um gegen den lichten Elbenwald zu branden. Sie wurden dort von den Schwertern der Elbenkrieger empfangen und, wie die Flut gegen Klippen prallt, wurde ihr Ansturm gebrochen. Doch auch auf der Elbenseite floss Blut und Verluste schwächten die Verteidiger. Wie lange würden sie noch standhalten können?

»Verzweifelt nicht, meine Kinder!« Der alte Elbenlord mit Haaren wie Winterschnee schritt die Reihen der Verteidiger ab. »Unsere heilige Magie wird uns nicht im Stich lassen.«

Die Krieger nickten und spannten ihre Bogen, um der nächsten Angriffswelle zu begegnen.

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Lea lachte. Wie die Fantasie mit ihr durchging. Fast schuldbewusst blickte sie sich in ihrem Wohnzimmer um. Aber wie oft hat eine Normalsterbliche wie sie die Gelegenheit, ein echtes Schwert in den Händen zu halten? Sie packte das Schwert am Griff und hob es hoch. Es war schwer, keine Frage, aber leichter zu führen als sie gedacht hatte. Sein Schmied hatte sich die Mühe gemacht, es perfekt auszubalancieren. Sie schwang es probehalber, streckte einen imaginären Ork nieder und noch einen. Einmal eine richtige Heldin sein! Sie fiel in einen Ausfallschritt, um einen anstürmenden Feind das Schwert ins Herz zu bohren.

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Sie erschien mitten im Niemandsland. Eine in Licht gerüstete Gestalt, die sich der dunklen Flut der Orks stellte. Die Orks hoben ihre kruden Schwerter und Äxte und stürzten sich auf sie. Aber ihre Schläge schienen nicht zu treffen oder wirkungslos von ihr abzuprallen. Die Angriffswelle der Orks konnte sie nicht überrennen und wurde aufgehalten. Die Elben nutzen das gewendete Schlachtenglück. Pfeilschwarm um Pfeilschwarm dezimierten die Orks während das tanzende Schwert der Heldin die Orks in Schach hielt und wieder und wieder treffsicher ihre Herzen fand.

Doch dann spuckte der Schattenwald einen neuen Gegner aus. Die Orks begrüßten ihn mit ohrenbetäubenden Gebrüll. Er überragte sie alle um mindestens zwei Köpfe. Die Orks wichen zurück, damit ihr Kriegshäupling den Zweikampf beginnen konnte. Als dieser sich auf seine Gegnerin stürzte, schien es, als würde er sie im ersten Ansturm einfach zermalmen. Ohne Zweifel hätte auch nur ein Schlag seiner gewaltigen Streitaxt das Ende der Heldin bedeutet, aber gewandt wich sie seinen wilden Hieben aus.

Gebannt verfolgten beide Seiten den Zweikampf ihrer Champions. Schnelligkeit gegen schiere Kraft. Wer würde als erstes den tödlichen Treffer erzielen? Der tödliche Tanz schien für die atemlosen Beobachter endlos zu sein. Und plötzlich stoppte er.

Als der Kriegshäuptling mit einem dumpfen Hall, der die Erde erschütterte, auf dem Boden prallte, brach der Mut der Orks endgültig. Voller Furcht flohen sie und der Schattenwald verschluckte sie. Ein paar Nachzügler fielen noch den Elfenpfeilen zum Opfer. Dann blieb außer den Bergen ihrer toten Krieger nichts mehr von ihnen zurück. Helles Jubeln brach unter den sonst so stillen Elbenkriegern aus und sie traten aus dem Wald hervor, um ihrer Heldin zuzujubeln. Diese hob grüßend ihr Schwert, um dann in einem Lichtblitz zu verschwinden.

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Lea riss die Augen auf. Das war cool. Unglaublich. Ihr Arm ragte immer noch hoch über dem Kopf in der Siegerpose. Dann wurde ihr schwindlig. Sie sackte gegen den Tisch und stützte sich auf ihn. Das Gewicht des Schwertes schwand aus ihrer Hand. Dann kam der Schmerz, ihr ganzer Körper schmerzte. Sie starrte ungläubig auf ihren Arm, an dem das Blut herunter lief. Sie blickt an sich herunter. Noch mehr Blut an ihren ganzen Körper. Ihr Blut. Panik wallte auf. Sie tastete nach dem Handy auf dem Tisch. Stieß es herunter. Sie wollte es packen, aber es rutschte durch ihre blutverschmierten Finger und fiel auf den Boden.

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Das lauteste Geräusch war das Schnappen der Kameraauslösung. Die Spurensicherung arbeitete schweigend, zugleich routiniert und respektvoll.

„Hieb- und Stichwunden am ganzen Körper. Sieht nach verschiedenen Waffen aus. Keine Wunde war an sich tödlich. Die letztendliche Todesursache war Blutverlust,“ informierte ihn der Gerichtsmediziner leise. »Ihr bekommt meinen detaillierten Bericht so schnell wie möglich.«

Der Kommissar blickte auf den Tatort. Die Art wie die Tote zugerichtet worden war, war ungewöhnlich in ihrer Brutalität. Die Blutlache zeigte, dass sie hier gestorben war. Aber die Umstände passten nicht zusammen. Ein blutverschmierter Tisch, aber sonst keine Blutspritzer oder Kampfspuren. Die Tür war verschlossen gewesen. Es gab keine Anzeichen gewaltsamen Eindringens.

Er starrte nachdenklich auf die Tote. Was zum Teufel war hier passiert?

Es hat sich jemand bei mir eingeschlichen. Ein großes Kullerauge starrt mich an, hoffend und ständig hungrig. Egal ob ich am PC tippe oder mit Stift und Papier schreibe, es giert nach jedem Wort, das ich schreibe. Es kümmert sich nicht darum, ob meine Sätze gut oder schlecht sind — es möchte nur, dass ich was schreibe, um seinen knurrenden Magen zu füllen. Das ist mein Motivationsmonster Hissy.

Hissy ist sowas wie ein virtuelles Haustier. Die Idee dazu hatte Nion. Ihre Website bietet Dutzenden dieser niedlichen Monsternchen ein Zuhause, wo sie auf ihren Autor warten, der sie adoptiert und mit Worten füttert. Im Gegenzug animieren sie den Autor kraft ihrer Niedlichkeit regelmäßig und viel zu schreiben. Eine Win-Win-Situation.

Nun war es eher so, dass ich mich Anfang des Jahres dazu entschlossen hat, mich auf das regelmäßige Schreiben an sich und nicht auf das Erreichen einer bestimmten Wort Wortzahl pro Woche zu konzentrieren. Daher war ich gar nicht die richtige Zielgruppe der lieben Motivationsmonster.

Ich machte aber den Fehler, bei ihnen vorbeizuschauen. Und da traf ich Hissy, das Monster mit dem niedlichsten Auge der Welt. Es schaute mich treuherzig an und da war es um mich geschehen. Ich dachte gar nicht lange oder überhaupt nach, stattdessen reichte ich umgehend den Adoptionsantrag ein. Nion hatte kaum ihr O.K. gegeben, da war Hissy schon mit dem Koffer in der Pfote bei mir eingezogen.

Erst hinterher überkam es mich siedend heiß. Was hatte ich mir dabei gedacht? Ich schrieb noch nicht regelmäßig, geschweige denn dass ich die Hissys gesunden Appetit von 3600 Wörtern pro Woche abdecken konnte. Nun gut, frau wächst mit den Herausforderungen und ihren Verantwortungen. Trotzdem befürchte ich, dass Hissy es mit mir recht schlecht erwischt hat. Ich hoffe nur, dass ich mein Pensum bald steigern kann.

Der Beginn unserer Zusammenarbeit verlief auf jeden Fall sehr erfolgversprechend. Dank Hissy habe ich in der letzten Zeit regelmäßig geschrieben und sogar zweimal den Tag mit mehr als eintausend Wörtern beendet!

 

Tja, das ist eben die Superfähigkeit dieser kleinen, immer hungrigen #Motivationsmonster.

 

Die 31 Tage Autorenwahnsinn sind beendet. Es hat sich manchmal schon verrückt angefühlt. Ist es nicht ein Anflug von Größenwahnsinn zu sagen: „Ich bin ein Autor“? Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb hat es Spaß gemacht. Es war für mich etwas Neues und Aufregendes, bei dem ich aus meiner Komfortzone heraus musste.

Worum ging es nochmal?

Die Challenge wurde von den Autorinnen des Blogs Schreibwahnsinn initiiert, um motiviert ins Schreibjahr 2017 zu starten. Dafür hatten sie eine Liste von 31 Fragen rund ums Schreiben zusammengestellt, die auf Instagram mit Foto oder auf einem anderen Social Media-Kanal beantwortet werden sollten.

Die Fragen zur Autorenwahnsinn-Challenge
31 Tage Autorenwahnsinn 2017 (www.schreibwahnsinn.de)

 

Ich hatte mich dazu entschlossen, die Challenge auf Twitter mitzumachen. Ein bisschen mehr Social Media-Aktivität konnte mir nur gut tun.

 

„Fake it until you make it.“

Ihr erinnert euch an meinen Beitrag vom letzten Monat, in dem ich über meine großen Selbstzweifel bezüglich des Schreibens sprach. Diese Zweifel haben mich während der 31 Januartage häufiger beschlichen. Nein, ich habe noch keine Veröffentlichung. Ich habe auch noch kein einziges Cover für meine Projekte, dass ich vorzeigen könnte. Was tue ich also hier?

Ich hab es mehrfach, denke ich, auf Twitter und auch anderswo gesehen:

Wenn du schreibst, bist du ein Autor. Es ist egal, ob du veröffentlicht bist oder nicht. Es ist egal, was und wie viel du schreibst. Solange du schreibst, bist du ein Autor.

Trotzdem fällt es mir oft schwer, an mich zu glauben. Ein ganz wichtiger Aspekt des letzten Monats war es daher, so viele Gleichgesinnte auf Twitter zu entdecken und mich durch den Autorenwahnsinn als dazugehörig zu fühlen.

 

Was hat mir Autorenwahnsinn gebracht?

Jeder verknüpft Erwartungen mit so einem Vorhaben. Hauptsächlich hatte ich mir erhofft, dass ich über die Challenge wieder ins Schreiben hineinkomme. Zum anderen wollte ich mehr Online-Kontakte knüpfen. Hat sich das erfüllt?

Schreiben:

  • Der Autorenwahnsinn hat mich gezwungen, regelmäßig zu posten. Ich habe mich also täglich mit dem Thema Schreiben auseinandergesetzt.
  • Manche Fragen haben mich gezwungen, mich tiefer in mein Projekt hineinzudenken.
  • Leider führte das nicht dazu, dass der Knoten platzte und ich wild bei „Eisiger Tod“ losschreiben konnte. Twittern und meine Geschichten schreiben verbleiben für mich zwei verschiedene Dinge. Schade.

Social Media:

  • Ich habe noch nie soviel getwittert und auch noch nie soviel Tweets gelesen.
  • Über das Autorenwahnsinn-Hashtag habe ich neue, interessante Leute kennengelernt.
  • Im Gegenzug habe ich auch neue Follower gefunden.

Fähigkeiten:

  • Ich wurde wieder daran erinnert, dass Planung und Organisation das Leben einfacher machen. Nichts ist schlimmer, als vor der Tastatur zu erstarren und verzweifelt zu überlegen, wie die Antwort zur aktuellen Challenge-Frage in 140 Zeichen zusammenzufassen sei. Die Rettung war, sich am Wochenende hinzusetzen und die Tweets der nächsten Woche vorauszuplanen.
  • Für Fotografieren hab ich keine Ader. Ich würde es gerne auf die Kamera, genauer gesagt mein Handy schieben. Der Fakt ist aber, dass ich das Arrangieren und Fotografieren als frustrierend empfand.
  • Ich habe mit Canva und Pablo experimentiert. Das hat zu kleinen Erfolgserlebnissen geführt und richtig Spaß gemacht.

Ich kann nur sagen, mitzumachen hat sich gelohnt. Der Januar endete für mich positiv und ja, ich schaue motiviert auf die nächsten Monate.

Ich habe diesen Beitrag schon mindestens dreimal komplett umgeschrieben. Warum? Weil ich in den letzten paar Wochen emotional Achterbahn gefahren bin und damit hatte ich jeweils sehr unterschiedliche Gründe, diesen Blog zu beginnen.

Rückblick

2016 war beruflich und familiär ein verdammt anstrengendes Jahr. Ich habe alles gemeistert und gut überstanden, aber das Schreiben ist praktisch komplett auf der Strecke geblieben. Während des Sommerurlaubs habe ich ein paar Seiten an einer Kurzgeschichte geschrieben, aber die Geschichte nicht beendet. Tatsächlich hege ich die Überzeugung, ich sollte sie ganz und gar neu schreiben. Hinterher habe ich mich ein paar Wochen lang mit Schreibübungen bei der Stange gehalten, dann ist das auch versandet. Ansonsten gab es schreibmäßig außer gelegentlichen Tagebucheinträgen nichts.

Jahresende

Ganz schön deprimierend, nicht wahr? Um Weihnachten herum war ich dann auch erschöpft, niedergeschlagen und verzweifelt, was mein liebstes Hobby anging. Ich fragte mich, ob es überhaupt noch Sinn hatte, an diesem Hobby, diesem Traum festzuhalten.

Meine Gedanken gingen in etwa wie: Das ist jetzt meine letzte Chance, wenn ich es 2017 nicht packe, wenigsten ein paar Kurzgeschichten publikationsreif hinzukriegen, dann scheitere ich eben mit diesem Blog. Dann ist es eindeutig dokumentiert, dass ich nicht das Zeug zur Autorin habe. Ich werde dann diesen unsinnigen Traum ad acta legen…

Übel. Ich weiß, dass ich irrational werde, wenn ich ausgepowert bin und dringend Erholung brauche. Leider kann ich meine Gedankengängen trotzdem nicht aufhalten. Der Entwurf zu diesem Beitrag hier, las sich damals ausgesprochen düster. Bloß gut, dass der Blog zunächst privat war.

Als um diese Zeit die Ankündigung der #Autorenwahnsinn-Challenge durch die Social Media ging, reagierte ich zunächst ausgesprochen ablehnend. Ich konnte mich wohl kaum Autor nennen, also war das nichts für mich.

Jahreswechsel

Allerdings konnte ich mich vor dem Echo, dass die Challenge auslöste gar nicht retten. Jeden Tag meldeten immer mehr Autoren, dass sie mitmachen wollten. Meine Twitter-Timeline war voll davon. Das reichte von „richtigen“ Autoren mit mehreren Veröffentlichungen über Hobbyautoren bis zu blutigen Anfängern wie ich.

Diese Begeisterung erwies sich als ansteckend. Da ich mich außerdem über die Feiertage doch erholt hatte, schlug meine Stimmung tatsächlich um Sylvester herum endlich um – in doch etwas übergroßen Optimismus.

Warum sollte ich nicht bei der Challenge mitmachen? Und ich könnte im Januar auch die Kurzgeschichte von 2015 fertig überarbeiten. Immerhin existiert die Rohfassung schon. Danach wartet dann schon die nächste meiner unfertigen Geschichten auf mich.

Jahresbeginn

Inzwischen hat mich der Arbeitsalltag wieder und meine Grundhaltung hat sich auf etwas eingepegelt, das ich als eine gute Mischung aus Optimismus und Realismus bezeichne.

Für 2017 habe ich mir vorgenommen, am regelmäßigen Schreiben zu arbeiten. Mein Ziel ist es, mindestens 3x in der Woche zu schreiben. Ich mache mir keine Vorgaben, wie viel ich zu schreiben habe oder was ich alles fertigstellen will. Da ich noch keine Ahnung habe, was mich in 2017 erwartet, macht es keinen Sinn für mich, großartig zu planen. Viel wichtiger ist es für mich, diese langen Zeiträume des Nicht-Schreibens zu vermeiden, nach denen ich gefühlt wieder von Vorne anfange.

Während des Januar mache ich den #Autorenwahnsinn mit. Tag 1 der Challenge war der Rückblick auf 2016. Seitdem ist der Blick nach vorne gerichtet. Ich glaube fest, dass es ein guter Start ins Jahr 2017 wird.