Alle Jahre wieder findet der NaNoWriMo statt. Das ist der National Novel Writing Month, der schon längst in International Novel Writing Month hätte umbenannt werden sollen. Die Herausforderung ist, 50.000 Wörter in den 30 Tagen des Novembers zu schreiben und dabei einen Roman bzw. dessen Rohfassung fertig zu stellen.

NaNoWriMo – ja oder nein?

Ich habe mit dem NaNoWriMo so eine Love-Hate-Beziehung. Fast jedes Jahr lasse ich mich erneut von der Energie, die um das Event herum entsteht, anstecken und wage das Abenteuer, in einem Monat 50.000 Wörter zu schreiben. Fast jedes Mal bin ich damit hart auf die Nase gefallen. Nur einmal gewann ich den NaNoWriMo, das war noch vor den Kindern und ich hatte den ganzen Monat Urlaub.

Zu den schnellen Schreibern gehöre ich ganz und gar nicht. Dazu kommt, dass ich es bevorzuge, eine saubere erste Fassung zu schreiben.

Dieses Jahr hatte ich tatsächlich geplant, teilzunehmen, falls ich im Oktober sowohl genug Zeit zum plotten und auch für die Erholung finden würde. Das war aber nicht der Fall.

Die Arbeiten an Seelenspalter verzögerten sich und es gab genug Probleme im Real Life, so dass ich Ende Oktober kaum vorbereitet und ziemlich erschöpft war. Das waren keine guten Voraussetzungen. Daher stand ich vor der Wahl, ob ich den NaNoWriMo einfach sein lasse, los-pantse oder mir lieber ein Zeitziel setze und alles Mögliche schreibe.

Rein zufällig fiel das lange Wochenende mit dem Reformationstag genau auf das Ende des Oktobers. Das war ideal zum Schlaf tanken und Kraftschöpfen und so fiel bei mir doch die Entscheidung, am NaNoWriMo  teilzunehmen. Ich grub ein altes Projekt aus, an dem ich vor ein paar Jahren herumgeplottet hatte und zumindest wusste, wer meine Charaktere sind und wie die Geschichte enden soll. An Vorbereitung war das arg dünn, aber es erschien mir einen Versuch wert.

Allerdings war ich nicht so verblendet, dass ich mir 50K zum Ziel setzte. Nein, mir ging es eher um das tägliche Schreiben. Ich würde alles zählen, was ich schrieb, also nicht nur das Manuskript, sondern auch Newsletter und Journaleinträge, und wollte mindestens 60 Pomodoros (oder heißt das Pomodori?) in die Schreibzeit stecken. Möglichst weit in der Rohfassung meines namenlosen Projektes voran zu kommen war dabei ein Bonus.

Dabei war mir klar, dass ich mindestens an zwei Tagen pro Woche wegen anderer sozialer Verpflichtungen kaum oder gar nicht zum Schreiben kommen würde.

Wie lief es?

Die ersten Tage fühlten sich sehr holprig an. Ich mochte die Prosa, die ich da schrieb, ganz und gar nicht und musste mich ständig daran erinnern, dass dies nur  das Skelett einer Rohfassung sein sollte. Es waren oft nur Handlungszusammenfassungen, innere Monologe und Dialogfetzen. Nach den ersten drei Tagen schaffte ich das Tagessoll nicht mehr und begann zurückzufallen.  Das war der Moment, an dem ich ans Aufgeben dachte.

Aber das primäre Ziel war ja nicht der Wordcount, sondern die Schreibzeit. Also Zähne zusammen beißen und weitermachen. Meine Schreibzeit war praktisch immer spät abends, zwischen 22:00 Uhr und Mitternacht. Zwar war ich nach dem Arbeitstag ziemlich müde, andererseits erreichte ich einen Punkt, an dem mein innerer Kritiker sich bereits ins Bett verabschiedete und ich einfach drauf losschrieb.

Daraufhin entwickelte die Geschichte ein Eigenleben und ich wollte sehen, wo sie mich hinführt.  Denn diese Fassung entwickelte sich ganz anders als mein erster abgebrochener  Versuch von vor 3 Jahren. Die Charaktere nahmen Gestalt an und ich merkte, dass vieles, was ich mir für die Handlung notiert hatte, gar nicht so funktioniert, aber dafür sich ganz neue Handlungsstränge entwickelten. Vor allem merkte ich, dass ich deutlich mehr als in den letzten Jahren schrieb und das war unglaublich motivierend.

Es gelang mir, nicht allzu weit hinter dem Soll zurückzufallen, aber zum Ende der zweiten Woche hin, machten sich die regelmäßigen Schlafdefizite doch bemerkbar und während der dritten Novemberwoche brachen meine täglichen Wortzahlen ein.  Das war wieder ein Zeitpunkt, an dem ich über das Aufhören nachdachte.

***

Nun muss ich einschieben, dass ausgerechnet im November auf Twitter dank Elon Musk das Chaos ausbrach und es schließlich auch mir zu viel wurde. Obwohl ich Twitter (bis jetzt) nicht komplett den Rücken gekehrt habe, war es an der Zeit, sich zumindest einen alternativen Account zuzulegen. Ich fand meine Zweitheimat auf der Mastodon-Instanz literatur.social.  Diese wendet sich  an (vorwiegend deutschsprachige) Büchermenschen. Das machte es ausgesprochen einfach, dort Anschluss zu finden und außerdem tummelten sich dort zunehmend auch die Buchliebhaber und Autoren, die ich schon auf Twitter kannte.

Mastodon hat ab Version 4 ein wirklich tolles Feature. Du kannst Hashtags abonnieren und das macht es wirklich einfach, deine lokale Timeline interessenfokussiert auszurichten.  Meine TL war voll mit Tröts über den NaNoWriMo und das gegenseitiges Anspornen half mir, diese mutlosen Momente zu überwinden.

***

Ich nutzte das dritte Wochenende, um auszuschlafen und setzte dann zum Sprinten an. An dem Sonntag schrieb ich in über den Tag verteilt über 3600 Wörter. Das ist ein persönlicher Rekord. Natürlich habe ich das nicht in einem Zug geschafft. Ich habe das im Zeitraum von 12:30 Uhr bis 22:30 getan, in drei Sessions von ungefähr jeweils 2 Stunden. Zwischendurch habe ich mich sogar eine halbe Stunde hingelegt. Das hat mir gut getan. Mein Output sank dabei stetig, aber ich bin dran geblieben, was wohl das Wichtigste war.

Klar, innerhalb der Arbeitswoche konnte ich diese Schreibleistung nicht aufrechterhalten. Zudem wurde auch noch mein Jüngster krank. Aber passenderweise fiel das Ende des NaNoWriMo auf einen Samstag und ich konnte tatsächlich meinen vorigen Rekord brechen, in dem ich einfach alles an fragmentarischen Szenen ins Manuskript schmiss, war mir noch in den Sinn kam. 3.859 Wörter mag für manche nichts Besonderes sein, für meine Verhältnisse ist es sensationell. Ich beendete den November total erschöpft und hochzufrieden mit 40.080 geschriebenen Wörtern.

Die Tools

NaNoWriMo.org – Ich aktualisiert auf der offiziellen Website täglich meine Wortzahl und verfolgte meinen Fortschritt, aber mehr auch nicht. Im Gegensatz zu den Vorjahren verbrachte ich dort nur minimal Zeit. Ich nutzte auch nicht die Foren und die E-Mail-Messages hatte ich abgeschaltet.

Statt dessen suchte ich meine Motivation auf Mastodon. Tatsächlich habe ich dort vermutlich viel zu viel Zeit verbracht, die ich besser ins Schreiben gesteckt hätte. 😉

Ganz entscheidend, um den täglichen Wordcount zu steigern, erwies sich die Gamification-App 4theWords. Ich habe die (kostenpflichtige) Web-App früher schon benutzt, dann aber fast drei Jahre pausiert. Für NaNoWriMo veranstaltet 4theWords regelmäßig ein Event. Diesmal ging es um Drachen trainieren. Wie konnte ich da Nein sagen? Die Word-Battles gegen die Monster sind wirklich effektiv, um die Wortzahlen Stück um Stück zu steigern.

Die App Creative Companion meines Autoren-Kollegen Lars Hannig ist ein weiteres Motivationstool. Sie bietet Schreibmaschinengeräusche, zählt geschriebene Wörter und funktioniert als Pomodoro-Timer. Ich hätte nicht gedacht, dass Schreibmaschinen-Geräusche mich in den Flow bringen können, aber es funktioniert. Probiert es aus.

Fazit

Dieses Jahr war mein bester NaNoWriMo seit 2005. Ich habe jeden Tag geschrieben. Mein Ziel von 60 Pomodoros überbot ich, es waren dann 97,5. Und 40K ist ein respektables Ergebnis. Ich bin wirklich zufrieden.

Allerdings gibt es natürlich auch die Kehrseite. Ich habe iim November so ziemlich alles außer dem Brotjob und NaNoWriMo schleifen lassen und alle Termine auf den Dezember verschoben. Zum Glück sind meine Jungs schon Teens und ziemlich selbstständig.

Der stete Schlafmangel hat mir sehr zugesetzt. Wie so oft nach einer solchen Anstrengung bin ich im Dezember in ein energiemäßiges Loch gefallen und ich rappel mich erst jetzt so langsam wieder auf. Regelmäßig kann ich solche Monate also nicht durchziehen.

Werde ich nächstes Jahr wieder am NaNoWriMo teilnehmen?  Vermutlich, vorausgesetzt, ich kann mir den Monat von Verpflichtungen freihalten und den Oktober zur Vorbereitung nutzen.

Nun ist der NaNoWriMo seit ein paar Wochen vorbei. Die erste Zeit danach im Dezember konnte ich nichts anderes tun, als auf dem Bett alle Viere von mir zu strecken. Aber der Rückblick und meine Einschätzung des Novembers sind jetzt schon mehr als überfällig.

NaNoWriMo war wieder mal:

  • aufregend,
  • sowas von anstrengend,
  • geprägt vom Schlafmangel,
  • die eigenen Grenzen testend,
  • eine Achterbahnfahrt zwischen zwischen Wolke-7-Flow und dem Tal der Tränen und
  • sehr lehrreich.

Wenn ihr mit mir noch mal zurückblickt…

Im Oktober verkündete ich stolz, dass ich als Rebell beim NaNoWriMo mitmachen werde. Den Beginn hätte ich schon als Fehlstart einstufen können, doch noch war ich voller Optimismus. Kurz nach der Halbzeit zeichnete sich ab, dass ich nicht annähernd meine Ziele erreichen würde, aber ich war entschlossen, bis zum Ende durchzuhalten.

Es war ein Wechselbad der Gefühle

Ganz ehrlich, als der diesjährige NaNoWriMo zu Ende ging, war ich einfach erleichtert. Zum Schluss hasste ich das tägliche Schreiben und was ich da produzierte. Ich schätze, was ich in der letzten Woche an den Storys geschrieben habe, kann ich ungesehen in die Tonne treten. Auch mit ein bisschen zeitlichen Abstand mag ich die Projektdateien überhaupt noch nicht öffnen. Meine Grundstimmung war einfach nur noch deprimiert.

Der Kontrast zu meiner aufgeregt-optimistischen Stimmung Ende Oktober ist schon enorm. Also frage ich mich, wie konnte ich den NaNoWriMo, der ja eigentlich ein Spaßprojekt sein soll, so an die Wand fahren. Wieder mal, denn das Ergebnis ähnelt den letzten Jahren. Irgendwie denke ich jedes Jahr, diesmal wird es anders.

Inzwischen habe ich mich erholt und kann das ganze Event rationeller beurteilen

Kleine Erfolge gab es auf jeden Fall

  • Ich habe mehr geschrieben als sonst in einem Monat.
  • Ich habe konsequenter täglich (Fiktion) geschrieben und auch deutlich mehr Schreibzeit investiert.
  • Mehre Flash-Stories warten nur noch auf einen kurzen Überarbeitungsdurchgang.
  • Neben den 19.698 offiziellen Worten für NaNoWriMo habe ich auch ca. 17K+ für Blogposts, Journal etc. geschrieben.

Die negative Seite überschattete zum Schluss alles

  • Der tägliche Blick auf den NaNoWriMo-Chart lähmte mich zunehmend. Der Druck, die tägliche Quote zu schreiben, war einfach zu groß.
  • Die Verzweiflung wuchs mit dem Rückstand.
  • Der zunehmende Schlafmangel hat mir überhaupt nicht gut getan.
  • Der Stress hat sich leider auch auf das Familienklima negativ ausgewirkt.

Was habe ich daraus gelernt?

1. Falsche Zielsetzung führt zur Demotivation

Unrealistische Ziele sind demotivierend. Es war ein großer Fehler, meinen eigenen Plan an den 50.000 Wörtern auszurichten, obwohl ich wusste, das 25K für mich bereits sportlich waren. Es fehlten einfach die Erfolgserlebnisse.

Ich messe mich zu stark an anderen. Ich bin wohl einfach kein richtiger Rebell. Statt einfach mein Ding, die Flash-Fiction-Challenge, zu machen, habe ich doch nur auf die Wortquota geschielt und das war einfach Quatsch. Beim nächsten Mal muss ich mich auf meine eigenen Ziele fokussieren und die 50K wirklich ignorieren, so schwer mir das auch fällt.

Weil ich mich auf das falsche Ziel (50.000 Worte) konzentriert habe, habe ich die Flash-Fiction-Challenge selbst aus den Augen verloren. Ich habe nur eine Story im November gepostet, obwohl ich sie eigentlich täglich auf diesem Blog veröffentlichen wollte. Ja, ich habe Entwürfe für weitere Flashfics auf meiner Festplatte. Sie sind aber oft deutlich zu lang geraten. Das war dem Streben nach Wortzahlen geschuldet und nicht im Sinne der Storys, die aufgrund des Wortlimits einen engen Fokus erfordern.

Woraus sich der nächste Punkt ergibt…

2. Respektiere deinen eigenen Schreibprozess

Ich verstehe und respektiere den Sinn des NaNoWriMo, sich auf den ersten Entwurf zu konzentrieren und sich nicht zu verzetteln, weil man seinen Text ständig editiert und an ihn herumbastelt. Allerdings sind 50.000 Wörter in 30 Tagen extrem.

Die Versuchung, die Wortzahlen mit Füllwörtern oder sinnfreien Beschreibungen zu »polstern« wird übermächtig, wenn die täglichen 1667 Wörter unerreichbar erscheinen. Es sind verschwendete Wörter, die rein gar nichts für mein Projekt bringen. Schon gar nicht bei Flash-Fiction, bei der der Fokus auf der Kürze liegt.

Nun werden einige vielleicht einwenden, dass es ganz normal sei, später im Revisionsprozess Überflüssiges zu entfernen. Aber das trifft auf mich nicht zu. Ich gehöre zu den sogenannten „Underwriter“. Das sind jene, deren Rohfassung sparsam ist und die im Revisionsprozess Dialoge, Beschreibungen und ggf. Nebenhandlungen hinzufügen. Das ist im Gegensatz zum „Overwriter“, der überflüssige und nicht gelungene Passagen verwirft oder intensiv überarbeitet. (Ende Oktober hatte Rhiannon Eopia auf Twitter dazu eine Umfrage und aufschlussreiche Diskussion.)

Dieses Problem führte bereits während des Schreibens bei mir zum Verdruss. Was bringt mir denn der NaNoWriMo, wenn ich das Geschriebene hinterher doch lösche? Seitenlanges Gelabere ohne Hand und Fuß bringt mich nicht weiter. Ich hatte zunehmend das Gefühl, nur noch Schrott zu schreiben.

Versteht mich nicht falsch, es ist gut, andere Vorgehensweisen auszutesten. Aber wenn du merkst, dein Schreibprozess und NaNoWriMo passen nicht zusammen, dann versuch dich nicht krampfhaft zu verbiegen. Ich habe diesen Fehler begangen und dafür mit viel Stress und vertaner Mühe bezahlt.

Einer weiteren Erkenntnis musste ich mich stellen. Wenn das Plotten und das Schreiben des Entwurfes zu weit auseinander liegen, geht mir der Funken der Begeisterung verloren, ganz einfach weil ich die Vision, die ich von der Geschichte, nicht so einfach in ein paar Stichpunkten einfangen kann. Die Funken wieder zu entfachen, fällt mir sehr schwer. das gilt besonders unter Zeitdruck.

3. Mindmapping ist beim Plotten überraschend effektiv

In Vorbereitung auf NaNoWriMo versuchte ich noch so viel zu plotten, wie es nur geht. Da bei mir eine detaillierte Gliederung schon fast der Rohfassung entspricht, suchte ich eine Lösung, die Texte vermeidet. Daher habe ich ersten Mal intensiv Mindmaps benutzt.

Meine Mindmaps enthielten meistens Folgendes:

  • Ideengenerierung durch Wortassoziation
  • Stichpunkte zur Handlung
  • Sinneseindrücke
  • Dialogfragmente

Ihr Vorteil:

  • Stichpunkte können nicht zu fertigen Sätzen mutieren.
  • Ich kann Textkomponenten separat brainstormen. Sie müssen noch kein Ganzes bilden.

Das Mindmapping funktionierte überraschend gut. Ich war dann immer so voller Ideen und Tatendrang, dass ich am liebsten sofort losgeschrieben hätte.

4. Investierte Schreibzeit ist ein Erfolgsfaktor

Ich ließ meine Schreibzeit von RescueTime tracken. Dabei konnte ich ganz klar eine Korrelation von aufgewendeter Schreibzeit und der Anzahl der geschriebenen Wörtern erkennen.

Allerdings waren die Wortzahlen pro Stunde nicht konstant. Sie sanken stetig während des Novembers. Wie viel ich schrieb wurde auch noch von anderen Faktoren beeinflusst.

  • Pre-Writing: Am Anfang des Monats konnte ich auf reichlich fertig geplottetes Material zurückgreifen. Mit den Wochen nahm die Detaildichte des vorhandenen Materials immer mehr ab und zum Ende hin hatte ich gar keinen fertigen Plot für die Storys mehr.
  • Tageszeit: Die beste Zeit zum Schreiben war vormittags, dann folgten die Morgenstunden vor der Arbeit und freie, ungestörte Nachmittage, solange ich nicht unter Schlafmangel litt. Am ineffizientesten waren die Abende an Arbeitstagen. Da brachte ich kaum noch was zu Stande.
  • Energielevel: Dieser hing einerseits von der Tageszeit ab und davon, ob ich generell ausreichend Schlaf bekommen hatte. Das Schlafdefizit stieg ständig im November und beeinträchtigte nachhaltig die Produktivität.

Meine Terminplanung im November war wirklich verbesserungswürdig. Allerdings habe ich mich recht spät für NaNoWriMo entschieden, da ließ sich nicht mehr viel umdisponieren. Grundsätzlich ist der November wirklich ungünstig für solch ein Vorhaben: Geburtstage und Schultermine bei den Kids sind nun mal nicht verschiebbar. dazu kamen diese Jahr Kfz-Inspektion und Radwechsel sowie mehrere Arzttermine.

Am Anfang des Monats die zwei Tage nach dem Reformationstag kurzfristig frei zu nehmen, war dagegen echt vorteilhaft.

5. Die verfügbare Energie ist der Knackpunkt

Wie schon im vorigen Absatz beschrieben, war mein Energielevel ein entscheidender Faktor, wie gut und schnell ich schreiben konnte.

Da ich versuchte, die beiden einzig regelmäßig verfügbaren Schreibzeiten am frühen Morgen und am Abend zu nutzen, kämpfte ich bald mit Schlafmangel. Dieser beeinträchtigte nicht nur meine Wortzahlen, sondern auch meine Arbeit (dumm, wenn dort zur gleichen Zeit ein wichtiges Projekt läuft) sowie das Familienklima. Total übermüdet kann ich schwer gute Nerven und Geduld bei Hausaufgaben-Dramen oder Streitereien unter Brüdern aufbringen.

Und dieser letzte negative Aspekt lässt mich zweifeln, ob ich mir NaNoWriMo in dieser Form nochmal zumuten darf.

Fazit

Auch wenn das Ergebnis mich enttäuschte, konnte ich auch aus diesem NaNoWriMo wieder wichtige Lehren ziehen. 50.000 Wörter in einem Monat passen nicht zu meinem Schreibprozess in meiner derzeitigen Lebenssituation. Die kleineren Camp NaNoWriMo-Veranstaltungen mit ihren frei wählbaren Zielen bieten sich da eher an.

So wie sieht es aus? Ist die liebe Ulrike wegen Schlafmangel zum Zombie mutiert? Ist sie verzweifelt mit Heulkrämpfen vor der Tastatur zusammengebrochen?

Nicht ganz so dramatisch. Aber derzeit merke ich, wie sehr NaNoWriMo an mir zehrt. Das Schreiben wird zur dritten Schicht nach Arbeit und Familie und ich verweigere mich dem Druck. Es läuft einfach nicht. Trotz bester Vorsätze bin ich kaum vorwärts gekommen. An sich habe ich oft nur meine Plotnotizen und mein Dokument geöffnet,wie gelähmt auf den Bildschirm gestarrt und sie dann wieder zugemacht.Ich will das auch gar nicht schönreden.

 

 

Zu diesem Zeitpunkt gibt es nach meinen Erfahrungen zwei, vielleicht drei Lager der NaNoWriMo-Teilnehmer.

  • Da sind die einen, die mit gewaltigen Vorsprung anscheinend gemütlich Richtung Ziellinie tippen oder gar schon die 50K erreicht haben. (Ich hasse euch. 😏)
  • Die anderen, zu denen ich mich noch zähle, kämpfen trotz nachlassender Energie-Reserven verbissen um jeden einzelnen Satz, mit dem sie sich ein Stück weiter auf die Tagesquote hinschleppen.
  • Dem dritten Lager mit denjenigen, die bereits aus diversen Gründen aufgeben mussten, sage ich: »Nicht so schlimm. Nächstes Jahr gibt es wieder ein NaNoWriMo. Vielleicht dann.«

 

So, wie stehen meine Chancen auf 50.000 Wörter?
Chancenlos. Nun, ich wusste das ja schon vorher.

Wie steht es um mein Minimalziel von 25.000 Wörtern?
Zweifelhaft. Nicht unmöglich, weil ein sich nähernder Endtermin mir oft noch mal Feuer unter dem Hintern macht. Aber wenn ich mir meinen Energielevel so ansehe, ist das ebenfalls mehr als zweifelhaft.

Wie steht es um die Flash-Fiction-Challenge?
Da ich diese Woche nur an einer Geschichte gewerkelt habe, auch nicht so gut .Und das wurmt mich weit mehr als die niedrigen Wortzahlen. Die „einfachen“ Ideen sind bereits niedergeschrieben und ich merke bereits die zu kurze Vorbereitungsphase.

Der 11.Tag in NaNoWriMo neigt sich für mich dem Ende entgegen. Wie ist es nach dem bescheidenen Start seit dem ersten November-Wochenende weitergegangen?

So sieht es aus:

Wie ihr seht, bin ich weit zurückgefallen.

Während der Arbeitswoche

Das größte Problem sind sicherlich die zu langen Tage innerhalb der Woche. Auf der Arbeit bin ich mitten in einem Projekt, das meine volle Konzentration und Energie erfordert. Es ist ein Drahtseilakt, genug Schlaf zu bekommen, um am nächsten Tag die halbe Schreibstunde am frühen Morgen auch nutzen zu können und am Abend noch Energie übrig zu haben, um die restlichen Wörter in einer angemessenen Zeit zusammen zu bekommen. Das Schreiben läuft immer zäher.

Die aktuellen Zeiten, die RescueTime für mich aufzeichnet, reflektieren das. Ein Schreibprogramm offen zu haben reicht nicht, RescueTime will auch Aktivität sehen. Nur müde auf den Bildschirm zu starren bringt nichts. NaNoWriMo verlangt getippte Worte.

Und das Wochenende?

Ich hatte die geplanten Wortzahlen gerade für das zweite Wochenende schon niedriger als den Durchschnitt angesetzt, da wir wegen eines Familiengeburtstages unterwegs waren. Zweimal 4 Stunden Autofahrt dank diverser Baustellen waren keine erbauliche Aussicht. Daher entschied ich mich, mit den Kindern das Abenteuer Bahn zu wagen. Es klappte, na ja, eher mittelmäßig.

Die Fahrt hin am Freitag war dank Verspätung ausgesprochen stressig. Obwohl wir schon genügend Umsteigezeit eingeplant hatten, zumindest dachte ich das,  haben wir um ein Haar den Anschlusszug verpasst. Die Zugbegleiterin hatte bereits angesagt, die Anschlusszüge werden nicht für uns zurückgehalten. Das sorgte für kontrollierte Panik, denn die nächste Verbindung hätte über eine Stunde Wartezeit bedeutet. Als der Zug dann einfuhr, hieß es plötzlich doch: „Der Regio steht noch schräg gegenüber.“ Was sind wir dann mit unserem Koffer dann geflitzt. Mir ist noch der weißhaarige Herr in guter Erinnerung, der vor uns her gespurtet ist.

Innerliche Ruhe zum Schreiben war unter diesen Umständen Mangelware.

Die Familienfeier war dann sehr schön. Ich habe Verwandte getroffen, die ich sehr selten sehe und das letzte Mal nur unter traurigen Umständen.

Die Rückfahrt am Sonntag lief deutlich besser als die Hinfahrt. Zwar hatte der ICE wieder Verspätung. Es war aber die letzte Strecke der Reise, do dass es uns dieses Mal egal sein konnte. Diesmal war ich auch so schlau, mich sofort ins WLan einzuloggen.

Ich konnte also die Fahrzeit nutzen und auf dem Netbook an meinen Flash-Stories weiterarbeiten. Einen weiteren Entwurf konnte ich fertigstellen. Aber insgesamt war die Wortausbeute an diesem Wochenende sehr mager.

Ich werde jetzt die Beine hochlegen, ausspannen und bald ins Bett gehen, damit ich für die nächste Woche und hoffentlich auch NaNoWriMo gut gerüstet bin.

Das erste November-Wochenende neigt sich dem Ende entgegen und damit der vierte Tag des NaNoWriMo. Da ich dieses Jahr gleich zwei freie Tage für den Start reservierte, plante ich hoffnungsvoll ein extra großes Pensum, um mir einen Vorsprung im Wettlauf gegen den Kalender zu verschaffen. Das kam mir ehrlich schon unheimlich unrealistisch vor. Laut bisheriger Statistik war mein bisher bester Tag am 23.November 2014 mit 2.288 Wörtern.

NaNoWriMo-Statistik, Stand 10/2018.

 

Und nun sollte ich das vier Tage in Folge nicht nur überbieten, sondern teils sogar verdoppeln? Ich versuchte, darüber nicht nachzudenken, weil sich dann Panik bei mir ausbreitete.

Für mich ist das aber eine sehr spannende Frage. Denn aus den Erfahrungen der letzten Jahre halte ich 25K für schwierig, aber machbar und betrachte die 50K wie einen Lottogewinn: Theoretisch möglich, aber sehr unwahrscheinlich. Diese ersten vier Tage sollten mir also einen Eindruck vermitteln, wie es um meine Chancen steht.

Wie ist es gelaufen? Eher mau. Seht selbst.

Diagramm mit dem NaNoWriMo-Fortschritt
NaNoWriMo: Skadirs Fortschritt 04.11.2018

Die ersten zwei Tage gingen noch und dann begann ich zurückzufallen anstatt zu puschen. Hmm, das war definitiv eine Fehlplanung. 🙄

Zudem stellte sich NaNoWriMo wieder als Wechselbad der Gefühle heraus. Der Stresslevel steigt, je schlechter es läuft. Das wiederum führt bei mir zur Schreibblockade. Als Ausweg erwiesen sich Spaziergänge, bei denen ich mit einem Diktiergerät experimentiere. Die Ergebnisse fallen im Moment je nach Pegel der Umgebungsgeräusche recht unterschiedlich aus, aber ich bin hoffnungsvoll.

Die kommende Woche wird schwierig. Realistisch gesehen kann ich keine hohen Wortzahlen nach einem Arbeitstag erwarten. Dazu kommt noch, dass ich am kommenden Wochenende unterwegs sein werde. Ich rechne also eher damit, weiter hinter den Plan zu fallen.

Ein paar gute Dinge haben sich freilich ergeben:

  • eine Flash-Story konnte ich bereits mit minimaler Überarbeitung auf diesem Blog posten
  • zwei weitere existieren in der Rohfassung
  • ich konnte Bewegung (Spazierengehen) und Schreiben (per Diktat) miteinander verbinden

Ich habe mich entschlossen, doch dieses Jahr wieder am NaNoWriMo teilzunehmen. Allerdings konnte ich mich nicht auf ein Romanprojekt festlegen. Ich habe zwar einige Ideen, mir widerstrebt es aber, wieder ein neues Projekt anzufangen, das sich mit Sicherheit neben meinen anderen unbeendeten NaNoWriMo-Projekten einreiht.

Zum Glück kennt NaNoWriMo seit einigen Jahren nicht nur die klassischen Erstfassung eines Romans von 50.000 Wörtern, sondern erlaubt auch andere Ziele setzen, wie z.B. Sachtexte, Kurzgeschichten, Comics oder sogar Gedichte schreiben oder angefangene Projekte beenden oder editieren. Ich werde als sogenannter „Rebell“ auf verschiedene Ideen und Prompts zurückgreifen, um kurze Texte wie einzelne Szenen, Drabbles oder Kurzgeschichten zu schreiben.

Es ist nicht mehr viel Vorbereitungszeit übrig. Da muss schnell ein Schlachtplan her.

 

1. Brich das große Ziel in kleine Meilensteine herunter

Ich habe Pacemaker benutzt und einen detaillierten Plan erstellt, der all meine Termine und Abwesenheiten, die ich im November habe, berücksichtigt. Das ist übrigens auch ein Grund, warum ich den November ungünstig für dieses Vorhaben finde. Im November ist relativ viel los, sowohl auf der Arbeit als auch bei den Kindern in der Schule.

Der Pacemaker-Plan liefert mir eine auf den Tag genaue Übersicht, welche Wortzahl-Meilensteine ich wann treffen muss. Ich habe die Brückentage Anfang November frei genommen, daher hoffe ich auf einen super-starken Start durch das verlängerte Wochenende.

 

2. Investiere die Zeit

Da ich davon ausgehe, dass ich selbst unter den besten Umständen (ausgeruht und ungestört) mindestens 2 Stunden oder mehr brauche, um die berüchtigte Marke von 1667 Wörtern pro Tag zu erreichen, habe ich mir auf RescueTime ein entsprechendes Ziel erstellt.

So muss das aussehen!

Zudem habe ich RescueTime auch auf meinem Netbook installiert, um die Zeiten korrekt zu erfassen. Bisher lief das Programm ausschließlich auf meinem großen PC. Dort benutze ich es normalerweise nur, um meine abendliche Zeit für Gaming und Social Media im Auge zu behalten und notfalls einzudämmen.

RescueTime hat derzeit ein Angebot, seine Premiumversion während NaNoWriMo 2018 kostenlos zu testen. Ich bin mit der freien Lite-Version zufrieden und finde den Funktionsumfang für meine Zwecke ausreichend. Aber bei dieser Gelegenheit kann ich ausprobieren, wie gut die FocusTime (automatische Sperrung nichtproduktiver Web-Seiten) funktioniert. Bisher fand ich den Preis von 72 Euro pro Jahr für die zusätzlichen Features zu teuer. Aber vielleicht überzeugt RescueTime Premium mich ja.

 

3. Vermeide Ablenkungen

Tja, meine Kids kann ich nicht in die Ferien schicken, so gerne sie das auch mitgemacht hätten. Aber dafür kann ich an anderen Stellen ansetzen.

Damit mich nicht das Programm von Amazon Prime verführt, Serienmarathons zur falschen Zeit einzulegen, hat der Fernseher eine Zeitbeschränkung im Router verpasst bekommen. Ich überlege noch, ob ich das auch für meinen PC einrichte, aber ich nutze überwiegend 4thewords zum Schreiben. Das wäre dann doch umständlich. Damit verbleibt zwar so immer noch die Gefahr, sich im Internet zu verlaufen, aber dafür verspricht ja RescueTime Abhilfe.

Aber um die gefährlichsten Ablenkungen (Candy Crush!) aus dem Weg zu schaffen, habe ich auf meinem PC ein separates Benutzerkonto erstellt, für das alle Apps und Programme, vor allem Spiele, deinstalliert oder geblockt sind, die ich nicht zum Schreiben brauche.

 

4. Belohne auch kleine Erfolge

Wenn ich mindestens an 28 Tagen im November schreibe und wenigstens die 25K-Marke knacke, reaktiviere ich für Dezember und Januar mein Netflix-Abo.

Warum nehme ich gerade diese Werte? Wir haben zwei Familiengeburtstage im November und ich bin deswegen ein Wochenende unterwegs. Damit fallen voraussichtlich zwei Schreibtage weg. 25.000 Worte zu schreiben sind für mich ein realistisches Ziel, aber letztes Jahr musste ich mich dafür ordentlich anstrengen.

Was passiert, wenn ich die vollen 50.000 Wörter schaffe? Ehrlich gesagt, ich glaube nicht daran. Das ist weit weg von meinen bisherigen Erfahrungen. Bisher habe ich das nur ein einziges Mal NaNoWriMo als Sieger beendet und da hatte ich den ganzen Monat frei und noch keine Kinder. Allein schon, dass ich zum zweiten mal die 50K geknackt habe, wäre das größte Glücksmoment. Ich würde vermutlich jubelnd durch das Zimmer tanzen und mir ganz spontan etwas leisten, auf das ich gerade Lust habe.

Ich werde auf jeden Fall berichten, wie es mir im November ergangen ist. Falls ihr Lust habt, ihr findet mich auf nanowrimo.org als Skadir.

Gleich vorne weg: Ich habe mein Camp NaNoWriMo-Ziel nicht erreicht. Wenn ihr einen Blick auf die Statistik werft, ist auch sofort klar, warum.

Ich hatte mir 30 Seiten Überarbeitung meiner Kurzgeschichte »Eisiger Tod« vorgenommen. Meiner Meinung nach wäre eine Seite pro Tag ein erreichbares Tagessoll gewesen. Ich dachte mir, falls ich einen Tag aussetze, hätte ich genügend Luft, das wieder aufzuholen. So war der Plan, die Realität sah anders aus.

Warum meinte ich, im Juli mehr Zeit zu haben? Im Rückblick ist mir das nicht ganz klar.

Tja, ich habe mich mal wieder drastisch überschätz oder eben unterschätzt, dass ich urlaubsreif war. Anfang Juli habe ich ja noch gearbeitet, erst in der 2.Hälfte hatte ich selber Urlaub.

Sommerferien bedeuten, dass die Routine den Bach runtergeht. Der Tag ist zwischen 3x Mahlzeiten organisieren und Unternehmungen zerhackt. Versteht mich nicht falsch, es war schön. Nur war es eben Urlaub mit Kids und keine Schreibferien. Meine Jungs erwarten immer noch, dass sie mich jeder Zeit ansprechen können.

Ich gebe freimütig zu, wenn ich denn eine ruhige halbe Stunde hatte, war der Drang lieber ein Buch zu lesen als sich mit meinem Wörterchaos auseinanderzusetzen häufig viel stärker als meine Disziplin.

Warum lief es dann die letzten paar Tage?

Zum einen war es der Termindruck. Wenn die Uhr auf 5 Minuten vor Zwölf steht, dann finde ich plötzlich die Motivation und Disziplin.

Zweitens fand ich meinen ablenkungsfreien Zeitraum. So etwa eine Stunde vor Mitternacht, wenn auch meine Jungs endlich (»Mama, es sind Ferien!«) ins Land der Träume gefunden haben und anscheinend auch mein innerer Superkritiker schon halb schläft, dann wurde ich produktiv.

Eine weitere Erkenntnis ist, dass ich meistens eine Viertel-, manchmal eine halbe Stunde brauchte, um in Fahrt zu kommen. Mal so schnell zwischendurch einen Absatz überarbeiten, das klappt einfach nicht.

So, Erkenntnisse.

Schreibstunden bringen mir mehr, wenn es nicht läuft, als Schreibsprints. Manchmal läuft es darauf hinaus, meine inneren Selbstzweifel und Mr. Superkritiker vor Langeweile einschlafen zu lassen.

Brain.fm half, wirkte aber auch nur bei längeren Sitzungen. Überarbeiten und Schreiben am PC funktioniert schlecht. Trotz Freedom-App assoziiere ich den Arbeitsplatz wohl zu sehr mit Familien-Administrativa, Spielen, Surfen im Internet etc. (Das ist auch der Grund, warum ich meine Rohfassungen bisher immer mit der Hand schreibe.) Ich hatte beim Überarbeiten weit bessere Ergebnisse, wenn ich mich mit dem alten Laptop auf mein Bett verzog. Ich kann zwar mit dem auch ins Internet, aber anscheinend ist es die andere Umgebung. Leider benutzen auch die Kids den Laptop und belegen ihn am liebsten Nonstop.

Ich habe mir ganz günstig ein Netbook zugelegt. (Es ist gestern angekommen). Da sind nur Chrome, Google Drive und FocusWriter drauf. Schön zum Mitnehmen und Schreiben an jedem Ort, vor allem abends im Bett.

Beim nächsten Camp NaNoWriMo werde ich es mit einem Stundenziel probieren. Mit dem Fokus auf die investierte Zeit statt einem eher qualitativen Ziel komme ich vielleicht besser zurecht. (Katrin Ils hat übrigens zu dem Thema einen lesenswerten Artikel geschrieben.)

Bereue ich das Schreibcamp? Ganz sicher nicht. Ich bin ja auf jeden Fall weiter mit meinem Projekt als vorher. Es war ein schönes gemeinsames Erlebnis mit meinen Writing Buddies vom Schreibnacht-Forum, dass ich gerne wiederholen möchte. Und ich habe wieder dazu gelernt, was bei mir im Schreibprozess funktioniert und was nicht.

Das Camp NaNoWriMo hat begonnen. Das nehme ich zum Anlass, mein aktuelles Schreibprojekt vorzustellen. Eisiger Tod ist eine Fantasy-Kurzgeschichte, an der ich schon seit ca. zwei Jahren sitze. Warum geht das schon so lange? Und warum hab ich das noch nicht aufgegeben?

Cover zur Kurzgeschichte Eisiger Tod - mein Projekt fürs Camp NaNoWriMo

Eisiger Tod

Ein magischer Mord, aber es traf das falsche Opfer.

Die unerfahrene Magieradeptin Alakhai muss in einem Mordfall ermitteln, der die Handelsdelegation der Ma’ahdi betrifft. Sie hat nur eine Nacht Zeit, bevor die Delegation den Vorfall als Druckmittel gegen ihre Heimatstadt missbrauchen wird.

Die Idee zu Eisiger Tod hatte ich bereits Mitte 2015. Ich schrieb im Laufe des Jahres sporadisch an der Geschichte weiter und fügt neue Szenen hinzu. Zwischendurch geschah dann jeweils mehrere Wochen nichts. Zum Jahreswechsel 2016 hatte ich endlich eine sehr grobe Rohfassung fertig. Aber ich konnte sehen, dass die Geschichte große Probleme hatte.

  • Das Ende funktionierte nicht.
  • Mein Hauptcharakter verhielt sich widersprüchlich.
  • Es gab Logikprobleme, die bei einem Krimi natürlich besonders schwerwiegend sind.

Solche Schwächen sind ja für eine Rohfassung nicht ungewöhnlich. Dafür gibt es eben das Überarbeiten. Easy, nicht?

Tja, leider gestaltete es sich von da an ziemlich schwierig. 2016 war für mich sowieso ein  problematisches Jahr, während dessen ich kaum geschrieben habe. Ab und zu mal holte ich Eisiger Tod heraus und las mir die Geschichte wieder durch. Ich fühlte mich aber nicht in der Lage, mich an ihre Revision zu setzen. Ich glaube, es war halb Widerwillen und halb, dass ich nicht wusste, wie ich ansetzen sollte.

Jeder Autor liebt diese Stunden, wenn eine komplette Geschichte praktisch von selber durch die Finger aufs Papier oder den Bildschirm fließt. Alles kommt zusammen. Die Muse hat dem Autor eine Glückssträhne beschert und hinterher braucht bestenfalls nur die Rechtschreibung und die Formatierung geprüft werden. Sowas gibt es. Ich habe das auch manchmal.

Aber das ist eben die Ausnahme. Gerade bei längeren Texten fege — oder quäle, je nachdem — ich mich durch die Rohfassung. Danach lese ich mir hinterher das Ergebnis durch und fasse mir an den Kopf.

Autor zu sein, heißt seine Texte fertig zu stellen. Die erste Fassung fertig zu schreiben ist nur der erste Schritt. (Und ein großer Meilenstein, der gefeiert wird.) Den Entwurf zu überarbeiten bis man ihn stolz jedem oder zumindest seinen Testlesern zeigen kann, ist die zweite Hälfte der Arbeit. Das ist der Teil, den ich noch lernen muss und werde

Dafür eignet sich so eine Kurzgeschichte zwischen 5.000 bis 10.000 Wörtern sogar sehr gut. Sie ist lang genug, um für einen Handlungsstrang komplette Struktur von der Eröffnung, den Wendungen bis zum Höhepunkt und schließlich der Auflösung abzubilden. Andererseits ist sie noch kurz genug, damit man einen guten Überblick behält und theoretisch die Überarbeitung recht schnell abschließen kann. Daher betrachte ich Eisiger Tod als mein Lehrstück. Ich halte an der Hoffnung fest, dass es beim nächsten Mal deutlich leichter und schneller geht, wenn ich mich erst einmal erfolgreich durch den kompletten Schreibprozess gekämpft habe.

 

Stand der Revision im Camp NaNoWriMo

Ich habe an der Geschichte in den letzten sechs Monaten immer wieder stückweise herumgeändert, Pausen gemacht und wieder was verändert. Die Handlung kann jetzt so stehen, wie sie ausgearbeitet ist. Aber trotzdem müssen ganze Szenen noch mal neu geschrieben werden. Was ich jetzt habe, ist nämlich ein richtiges Flickwerk. Dank der langen Entwicklungszeit fühlt sich die Geschichte sehr ungleichmäßig an. Der Schreibstil schwankt zwischen lakonisch und überschwänglich.

Diese ersten zehn Tage von Camp NaNoWriMo waren frustrierend. Ich bin bei Weitem nicht so weit, wie ich sein wollte. Ehrlicherweise muss ich auch sagen, dass ich auch nicht die Zeit und Arbeit reingesteckt habe, die dafür notwendig gewesen wäre. Ich habe mich zwar abends zum Überarbeiten hingesetzt habe, habe aber dann viel zu früh frustriert wieder aufgegeben.

Was aber ist geschafft?

  • Plotlöcher gestopft und Logikprobleme beseitigt.
  • Die Protagonistin tiefer ausgearbeitet, um ihre Motivation genauer zu definieren.
  • Alle Charakternamen geändert, damit sie besser zum jeweiligen Hintergrund passen.
  • Ach ja, ein Cover für meine Kurzgeschichte Marke Eigenbau. Profis dürfen gerne lachen. Ich mag es trotzdem. Es muss ja nicht das endgültige sein, aber es macht das Projekt tatsächlich realer.

Was ich bisher getan habe, schlägt sich nicht in fertigen Seiten nieder. Trotzdem sind lediglich 4 fertig überarbeitete von 30 geplanten Seiten einfach traurig. Aber noch ist der Juli nicht zu Ende. Alles ist noch möglich.

Ich habe mich kurzentschlossen für das Camp NaNoWriMo im Juli eingetragen. Immerhin habe ich dann Urlaub. Das will ich ausnutzen.

Das wird mein erstes Schreibcamp sein. Bisher hatte ich ein paar Mal am regulärem NaNoWriMo – dem National Novel Writing Month – teilgenommen. Nicht sonderlich erfolgreich. Ich habe nur ein einziges Mal geschafft, die vollen 50000 Wörter im November zu schreiben. Die anderen Male kam ich nicht mal in die Nähe des Endziels. Auch wenn jedes Wort zählt, es ist verdammt frustrierend.

Das Camp NaNoWriMo dagegen erlaubt es, sich individuelle Ziele zu setzen, egal wie lang oder was. Roman oder Sachbuch, neue Wörter oder Revision – alles ist möglich und jeder kann seine Zielvorgabe in Wörtern oder Seiten oder aufgewendete Zeit festsetzen. Da ist die Hemmschwelle natürlich viel geringer.

Camp NaNoWriMo 2017 Teilnehmer

 

Den Stein des Anstoßes lieferte die Community vom Schreibnacht-Forum. Wir haben uns zu mehreren in einer Camp-Cabin zusammengetan, um uns gegenseitig den Juli hindurch zu motivieren.

Was will ich erreichen?

Ich habe mir ein kleines, aber wichtiges Ziel für Juli gesetzt – die hoffentlich letzte Revisionsrunde für meine Geschichte Eisiger Tod.

Tatsächlich ist der gefühlte Fortschritt bisher gletscherhaft langsam. Aber ich will auf gar keinen Fall wieder eine nicht beendete Geschichte zu den Akten legen. Ich lerne, aus dem sprichwörtlichen miesen, ersten Entwurf eine richtige Geschichte zu erarbeiten. Der Frust des Überarbeitens und Neuschreibens gehört dazu.

Was muss ich bis zum  Camp NaNoWriMo noch tun?

Im Moment versuche ich immer noch, einige kleinere Plotlöcher zu stopfen. Die Sorte, über die ich erst stolpere, wenn ich schon dachte, die erste Fassung sei fertig.

Ein Cover wäre schön. Dann fühlt sich das Projekt viel realer an. Meine Fähigkeiten mit Photoshop und Co. sind aber nicht besonders. Mal sehen.